Ein stilvoller Junggesellenabschied beginnt nicht erst mit dem Anzünden der ersten Zigarre, sondern bereits mit dem Anziehen für den Abend. Die Zigarren-Etikette ist mehr als nur eine Ansammlung verstaubter Regeln. Sie ist der Schlüssel zu einem Abend, an dem sich alle wohlfühlen und der dem Anlass die verdiente Würde verleiht. Wer die ungeschriebenen Gesetze der Zigarrenwelt kennt, bewegt sich souverän durch den Abend und vermeidet peinliche Fauxpas.
Die No-Gos bei einem Zigarren-Event sollte eigentlich jeder erwachsene Mann kennen – trotzdem sieht man sie immer wieder. Sportkleidung hat in einer Zigarren-Lounge nichts zu suchen. Trainingsanzüge, Jogginghosen oder Fußballtrikots sind tabu. Auch wenn der FC Bayern gerade gewonnen hat, bleibt das Trikot zu Hause. Shorts sind ebenfalls problematisch, selbst im Hochsommer. Eine Zigarren-Lounge ist schließlich kein Strandbad.
In diesem Umfeld wirkt übertrieben auffällige Kleidung deplatziert. Neonfarbene Hemden, Goldketten im Rapper-Style oder T-Shirts mit anzüglichen Sprüchen zerstören die Atmosphäre. Auch der Smoking ist meist zu viel des Guten – es sei denn, es handelt sich um ein ausdrückliches Black-Tie-Event. Die Kunst besteht darin, elegant auszusehen, ohne overdressed zu wirken.
Ein oft vergessenes Detail sind die Schuhe. Abgetragene Sneakers oder gar Flip-Flops sind ein absolutes No-Go. Saubere Lederschuhe – egal, ob Oxford, Derby oder Sneaker – runden das Outfit ab. Die alte Regel „Man erkennt einen Gentleman an seinen Schuhen” ist auch heute noch gültig. Wer unsicher ist, liegt mit braunen Lederschuhen selten falsch, da sie zu fast allem passen und weniger formal wirken als schwarze Schuhe.
Accessoires können ein Outfit aufwerten, sollten aber sparsam eingesetzt werden. Eine hochwertige Uhr – vorzugsweise eine mechanische – ist ein Statement. Manschettenknöpfe bei einem Hemd mit Umschlagmanschetten zeigen Liebe zum Detail. Ein Siegelring oder dezenter Schmuck können funktionieren, sollten aber nicht protzig wirken. Die Faustregel lautet: Weniger ist mehr, aber das Wenige sollte qualitativ hochwertig sein.
Zigarren richtig zu rauchen ist eine Kunst, die man im Grunde in wenigen Minuten erlernen, aber ein Leben lang perfektionieren kann. Der Zigarren-Knigge mag anfangs einschĂĽchternd wirken, doch die wichtigsten Regeln sind schnell verinnerlicht und sorgen dafĂĽr, dass der Abend fĂĽr alle Beteiligten angenehm wird.
Das Anzünden einer Zigarre ist ein Ritual, das Respekt vor dem Produkt zeigt. Zunächst wird die Kappe mit einem scharfen Cutter abgeschnitten – 1 bis 3 Millimeter reichen aus. Wichtig ist ein gerader Schnitt, damit das Deckblatt nicht aufplatzt. Dann folgt das eigentliche Anzünden: Die Zigarre wird schräg über die Flamme gehalten und langsam gedreht, bis das Ende gleichmäßig glüht. Erst dann nimmt man den ersten Zug. Wichtig: Eine Zigarre wird niemals wie eine Zigarette angezündet – das schnelle „Ansaugen” der Flamme ist verpönt.
Beim Rauchen selbst gilt: Weniger ist mehr. Eine Zigarre wird nicht inhaliert, sondern der Rauch wird nur in den Mund gezogen, dort „gekaut” und dann ausgeatmet. Ideal ist ein Zug alle 30 bis 60 Sekunden. Zu häufiges Ziehen lässt die Zigarre heiß werden und bitter schmecken. Zu seltenes Ziehen lässt sie ausgehen. Zwar ist das Wiederanzünden kein Problem, es sollte aber vermieden werden, da es den Geschmack beeinträchtigt.
Auch das Ablegen der Zigarre folgt bestimmten Regeln. Sie wird horizontal in den Aschenbecher gelegt und nicht wie eine Zigarette ausgedrückt. Eine gute Zigarre erlischt von selbst, wenn man sie nicht mehr raucht. Die Asche sollte etwa alle zwei bis drei Zentimeter abgeklopft werden, aber nicht abgestreift. Ein leichtes Antippen am Rand des Aschenbechers reicht aus. Manche Aficionados lassen die Asche sogar länger, da die Zigarre dadurch kühler brennt.
Die Dos in der Gruppe sind einfach, aber wichtig. Biete anderen Feuer an, wenn du dein Feuerzeug zĂĽckst. Teile dein Wissen, aber doziere nicht. Wenn jemand seine Zigarre falsch anschneidet oder anzĂĽndet, dann hilf ihm diskret, ohne ihn bloĂźzustellen. Respektiere das Tempo anderer, denn nicht jeder raucht gleich schnell. Und das Wichtigste: GenieĂźe den Moment und die Gesellschaft!
Die Don'ts können einen Abend schnell ruinieren. Kritisiere niemals die Zigarrenwahl eines anderen, denn Geschmack ist subjektiv. Prahle auch nicht mit deinem Zigarrenwissen oder dem Preis deiner Zigarre. Das ständige Fotografieren und Posten in den sozialen Medien nervt – ein oder zwei Gruppenfotos reichen. Zigarren sind kein Statussymbol für Instagram, sondern ein Genussmittel für den Moment.
Ein absolutes No-Go ist es, die Zigarre eines anderen anzufassen oder gar zu probieren. Zigarren werden nicht wie eine Flasche Bier geteilt. Auch das Vergleichen der Aschenlänge oder das Abschließen von Wetten darüber, wessen Asche zuerst fällt, gilt als unreif. Ebenso verpönt ist es, anderen Zigarrenrauch ins Gesicht zu blasen – auch nicht aus Spaß.
Beim Thema Gesundheit ist besondere Vorsicht geboten. Belehrungen über die Schädlichkeit des Rauchens sind bei einem Zigarren-Event völlig fehl am Platz. Alle Anwesenden sind erwachsen und haben eine bewusste Entscheidung getroffen. Umgekehrt sollte niemand zum Rauchen gedrängt werden. Wer nur dabei sein möchte, ohne zu rauchen, ist ebenso willkommen.
Ein letzter wichtiger Punkt der Etikette betrifft das Ende einer Zigarre. Im Gegensatz zu einer Zigarette raucht man sie nicht bis zum bitteren Ende. Die letzten Zentimeter werden heiß und bitter – ein Gentleman weiß, wann es genug ist. Die abgelegte Zigarre wird nicht kommentiert. Sprüche wie „Die war wohl nichts” oder „Schon aufgegeben?” sind stillos.
Diese Regeln mögen anfangs viele erscheinen, aber sie werden schnell zur zweiten Natur. Am Ende geht es darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben und den Moment zu genießen. Ein stilvoller Junggesellenabschied lebt von der richtigen Balance zwischen Tradition und Lockerheit, zwischen Respekt und Spaß. Wer die Grundregeln der Zigarren-Etikette beherrscht, kann entspannt genießen und trägt zu einem unvergesslichen Abend bei.